04. März: Rabat

Die Medina (Altstadt) ist fast menschenleer, nur ein paar Touristen verirren sich hierher, später auch die Stadtbewohner, die noch letzte Einkäufe erledigen und nach Hause eilen. Viele kleine, 2,50 m breite Geschäftchen haben geöffnet, die meist mit Waren, oftmals Trödel und Fake, ziemlich voll gestellt sind. 

Und dann treffe ich auf einen perfekt sortieren Laden für Haushaltsgeräte jeder Art, in dem ich eine Reisethermoskanne made in China kaufen kann – perfekt für lange Busreisen. Es ist mir ein Rätsel, wie sich die vielen Händler am Leben erhalten können. Jetzt im Ramadan sieht man immer wieder einige, die zwischen den Waren sitzend den Koran rezitieren und sich die Verse vom Handy vorsingen lassen. Tradition geht Hand in Hand mit der Technik. 

Fast alle Cafés und Imbissbuden sind geschlossen, bis auf wenige Ausnahmen, deren Adressen unser Tourleiter kennt, z. B. das Blue River Cafe am Ufer des Bouregreg, mit Blick auf die Oper von Rabat. Ja, das gibt es wirklich!  Sie ist ein eleganter Bau, 2024 eröffnet, hat aber noch keine Aufführung gezeigt. Dafür eine paar Shows. Unser Guide meint, dass es hier um ein Prestige-Unternehmen des Königshauses handelt, das wenig mit Kulturverständnis zu tun hat. Man mag schon am Sinn des Ganzen zweifeln und man denkt mit Wehmut an die Theaterdichte zu Hause, wo man jeden Abend im Umkreis von 40 Km mehrere Vorstellungen besuchen könnte. 

Die Prachtanstrengungen finden sich auch im Mausoleum für Mohammed V, für das nur die teuersten Materialien verwendet wurden. Das Grabmal liegt neben einer Bauruine aus dem 12. Jhd., die die größte Moschee der Welt geworden wäre. Im imposanten Turm hätte der Muezzin auf einem Pferd bis zum obersten Plateau reiten können. Es kam anders.

Viel authentischer und lebendiger ist die Kasbah des Ouyades, ein eigenes Viertel auf einem Feldvorsprung, in dem es sich entspannt bummeln lässt. Dass hier durch alle Zeiten immer wieder Kriege herrschen, mag man dann beim Blick übers Meer verdrängen.

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