07. März: Fès

Wenn man von einem der Hügel, die die Stadt Fès umgeben und auf denen sich das Häusermeer ausbreitet, in die Stadt hineinschaut, wenn man von der Menge des scheinbar Ungeordneten und Verworrenen selber verwirrt wird und hinter den grauen Fassaden kaum Leben vermuten möchte, wenn man dann aber näher kommt, zu den Stadttoren in ihrer vielfältigen Pracht, die die Besucher abhalten, die Grenzen zum Königspalast zu überschreiten, und wo nur die Fantasie sich ausmalen kann, wie sich das Leben hinter diesen abweisenden Mauern abspielt, oder zu den Stadttoren kommt, die die Besucher in das Gewimmel der Gässchen hineinziehen und hineindrücken, dorthin, wo sich alle versammeln, die alles am Leben erhalten: in früheren Jahrhunderten die Juden, die vor langen Jahrhunderten zusammen mit den Moslems aus Andalusien fliehen mussten und die heute nur noch in geringer Zahl in der Stadt leben, …

… die Töpfer, die mit ihrem sensiblen Fingern dem Ton auf der Scheibe die gewünschte Form schenken, …

… die Gerber, die in stinkig brauner Brühe stehen und die Haut der Kamele, Ziegen und Schafe weich und wohlriechend machen, sodass die Taschen und Jacken der Trägerin schmeicheln und sie das vergangene Leben der Tiere spüren lässt, …

 … die Malerinnen, die dem Ton mit Farben Leben schenken, dabei Tradition bewahren und nur selten Neues schaffen können, …

… die Weber, die mit feinster Wolle und berauschenden Farben – das Blau schimmert in allen Fassetten – betörendes erschaffen, …

… der Messer- und Scherenschleifer, der mit seinem Bein das Rad am Drehen hält, den Graveur, der mit seinem sensiblen Hammer Ornamente zaubert, …

… wenn man gefangen ist im Fluss der Menschen, der sich plötzlich staut, manchmal versiegt, wenn Gerüche der Nase schmeicheln oder sie irritieren, dann aber plötzlich herausgerissen wird durch einen unerbittlichen Streit zwischen den Händlern, den die umstehenden Zeugen nur belächeln, wenn man dann die Ruhe und die Sicherheit der in der Moschee Betenden spürt, die vor Allah stehen:

dann erliegt man der erschöpfenden Faszination der Stadt:

FÈZ