Natürlich ist es paradox, zu Beginn eines (Foto)Blogs ein Foto zu stellen, das in seinem Text auffordert, keine Fotos zu machen. Aber es drückt den Zwiespalt aus, den ich beim Nachdenken über Marrakesch empfinde.
Die Stadt ist ein Moloch – die Stadt ist ein Märchen.
Lebensraum der Bewohner, Sehnsuchtsort der Touristen, ein Tsunami an Geräuschen, Gerüchen, an Farben, Zusammenprall von Vergangenheit und Gegenwart, Mittelalter und Technik, Mythos und Realität, Marketing und Alltagsleben.
Man kann sich kein festes Bild machen, und doch passiert es ständig. Also lebe ich damit: Alle Bilder sind vorläufig, subjektiv, angreifbar, falsch und treffend zugleich.
Die folgenden Bilder zeigen Handwerker, die für die einfachen Leute Gebrauchsgegenstände herstellen. Das sieht alles romantisch aus, »ursprünglich«, wie der Reiseführer sagt, ist es aber nicht. Knochenarbeit steckt dahinter.
Ein Ruhepunkt könnte die Medersa Ben Yussef sein! Nein: zu viele Selfie-verliebte Gäste. Doch zum Glück ist die von Grund auf renovierte Medersa groß genug, dass man einen ruhigen Platz finden kann, um die unzähligen Ornamente an den Wänden zu bestaunen, in ihrer Vielfalt und Schönheit und um seine Gedanken in die Zeit schweifen zu lassen, in der hier Jungen, – keine Mädchen! – lebten und lernten.
Mitten in der Medina und doch abseits der Hauptströme der Touristen finden man mit Google Maps Hilfe zwei feine Museen:
Musée de la Femme, das Künstlerinnen Ausstellungsmöglichkeiten bietet und Fragen nach der Gleichberechtigung auf künstlerische Weise stellt, das ich leider mocht sehen konnte; und das grandiose Maison de la Photographie de Marrakech, das eines der Highlights der Stadt darstellte. Wie fotografierte man damals eine unbekannte, exotische Welt? Die Ausstellung gibt viele Anregungen und den Wusch, länger und mit mehr Zeit in der Stadt zu sein und die Menschen zu porträtieren, von innen heraus, wenn man so sagen kann.